Vorwort zum Kunstsalon ´23

Zum vierten Mal in Folge können wir den KUNSTSALON nicht als Präsenzausstellung anbieten. Keine positive Entwicklung, wenn man bedenkt, dass wir seit bald 70 Jahren um kontinuierliche, jährliche Bestandsschauen der aktuellen Entwicklung Bildender Künste bemüht sind.
Bedauerlicherweise erhalten wir wenig bis keine Unterstützung durch die einzige Institution, die teils mitverantwortlich an der Situation ist, andererseits allein die Mittel und Wege hätte, unser Überleben durch einen Minimalaufwand, quasi per Federstrich, zu garantieren: unser Staat.
Übrigens derselbe Staat, der jahrzehntelang von der Vielfalt und dem Pluralismus künstlerischer und kultureller Eigeninitiativen profitiert hat.

Der „Witz“ an unserer Arbeitsweise liegt dabei in der FREIEN Beteiligung, denn jeder kann einreichen, unabhängig von Ausbildung, Bekanntheitsgrad oder Marktwert.
Es wird nicht kuratiert oder vermarktet, sondern allein nach Gesichtspunkten künstlerischer Originalität, Handwerklichkeit und Eigenständigkeit von Künstlerkollegen anhand der vorliegenden Einsendungen ausgewählt. Diese Vorgehensweise erzeugt höchst spannende Lebendigkeit und einen unzensierten Kommentar der gegenwärtigen Stimmungslage.
Diese Form der Präsentation entstand im 19. Jahrhundert durch die „Pariser Salons“, als erstmalig Künstler gegen museale und merkantile Einschätzungen aufbegehrten.

Heute wird diese Unabhängigkeit aufs Äußerste in Frage gestellt, um nicht zu sagen behindert. Dabei sollte jedem denkenden Menschen klar sein, dass die unabhängige öffentliche Darstellung Bildender Künste keinesfalls von Markt oder Museum auszugehen hat, da dies in gewisser Weise eine Manipulation des Rechts der freien Meinungsbildung wie auch umfassender Information darstellt. Zudem hat sich in der Vergangenheit sehr klar herausgestellt, dass die kulturhistorische Bedeutung von den zeitgenössischen Kollegen sehr viel besser erkannt und beurteilt wurde als von musealen Verwaltern und Kaufleuten.

Angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen Handhabe, die uns vorgaukelt, noch individuellen Spielraum der freien Entscheidung zu besitzen, uns aber in Wirklichkeit von Tag zu Tag mehr in unseren subjektiven Möglichkeiten einschränkt, ist es von Nöten vehement für minimale Freiheit – zumindest in Kunst und Kultur – einzutreten.

Gefordert ist hier und heute das Gebilde in dem wir Leben – der Staat. Nicht um zwischen Genehmen und Unangenehmen zu selektieren, sondern um die größtmögliche Vielfalt zuzulassen. Wir brauchen keine „Staatskunst“, wir wollen subjektive, ehrliche Einblicke in die Befindlichkeiten unserer Welt.
Wir sind nicht gewillt, unsere mit viel Herzblut und persönlichem Engagement über lange Zeiten aufgebaute Existenz aufgrund einer drögen Bürokratisierung zu opfern.

Nichts desto trotz werden wir weiter für eine unabhängige Kunstszene und freie Ausstellungen in künstlerischer Selbstverwaltung, aber auch unsere Existenz kämpfen, in der Hoffnung, dass auch für uns irgendwann das Prinzip staatlicher Obhut – wie es heute als Schutzschirm unterschiedlichster Belange bereits besteht – gilt.

Wir danken dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, vertreten durch Minister Markus Blume, für die finanzielle Förderung, unseren treuen Sponsoren, der Martin-Gröbner-Stiftung und den Künstlerinnen und Künstlern, deren ungebrochenes Interesse uns den Mut und die Energie geben, weiter zu machen.
Dank auch an unsere vielen ehrenamtlich tätigen Mitglieder.

Ninon Voglsamer

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